Neue Strategie: Manage to Green

Für institutionelle Kunden verwaltet Union Investment derzeit ein Immobilienanlage-Vermögen von rund 10 Milliarden Euro. Jens Wilhelm, Mitglied des Vorstands der Union Asset Management Holding AG, erklärt im Interview, welche Rolle Nachhaltigkeit in seiner Strategie für den Immobilienbereich spielt und welchen Einfluss klimapolitische Zielvorgaben auf das Risikomanagement bei Immobilien-Investments haben.

 


Herr Wilhelm, im Wertpapierbereich spielen ESG-Kriterien im Kontext der Nachhaltigkeit eine große Rolle. Sind diese auch auf den Immobilienbereich anwendbar?


Der BVI hat vor Kurzem eine eigene Arbeitsgruppe gebildet, die Wege aufzeigen soll, wie sich ESG-Kriterien wirksam in das Immobiliengeschäft integrieren lassen. Ein erster Leitfaden, an dem auch Union Investment mitgewirkt hat, wurde dazu bereits erarbeitet. Bei Immobilienfonds gibt es in Summe noch zu wenige Nachhaltigkeitsstandards.


Häufig wird ausschließlich eine Quote herangezogen, die angibt, welcher Anteil der Objekte im Fonds über eine Nachhaltigkeitszertifizierung verfügt. Diese Zertifizierungen haben aber nur eine beschränkte Aussagekraft. Daher unterstützen wir den BVI und andere Institutionen in dem Vorhaben, ESG-Kriterien stärker zur Geltung zu bringen. Insgesamt setzen wir im Immobilienbereich auf eine möglichst umfassende Nachhaltigkeitsstrategie.


Jens Wilhelm, Union Investment

Wie sieht diese Strategie aus?


Wir haben Nachhaltigkeit zu einem Thema erhoben, das in der obersten Management-Ebene angesiedelt ist und einen Eckpfeiler unserer Unternehmensstrategie bildet. Im Immobilienbereich haben wir unterschiedliche Aspekte, die uns für die Zukunftsfähigkeit unseres Portfolios wichtig erscheinen, zu der sogenannten Manage-to-Green Strategie gebündelt. Die Ziele dieser Strategie orientieren sich am Klimapfad bis 2050, formulieren aber greifbare Zwischenetappen bis ins Jahr 2030. Das ist für uns eine gute Balance aus mittelfristigen Zielen und einer langfristigen strategischen Ausrichtung.


Was sind die wichtigsten inhaltlichen Punkte, an denen Sie sich messen lassen?


Die Manage-to-Green Strategie verfolgt im Wesentlichen vier Ziele. In Kürze sollen bei Union Investment Nachhaltigkeits-Grenzwerte für den Ankauf von Gewerbeimmobilien gelten. Werden diese nicht erreicht, muss bereits im Ankauf ein Budget bereitgestellt werden, damit das Objekt in einem gewissen Zeitrahmen den Grenzwert erreicht. Im Jahr 2020 wollen wir zudem ein konkretes CO2-Einsparziel für ein größeres Teilportfolio ausrufen, das im Rahmen objektspezifischer Strategien bis 2030 erreicht werden soll. Perspektivisch wird dieses Einsparziel dann auf das gesamte internationale Immobilienportfolio übertragen.


Bis ins Jahr 2025 werden wir darüber hinaus ein flächendeckendes Energiemonitoring in unserem gesamten Immobilienbestand implementieren. Digital erhobene Verbrauchsdaten ermöglichen uns so ein noch präziseres Reporting, das die Basis zur fortlaufenden energetischen Optimierung der Assets bildet. Als vierten Punkt werden wir zudem unsere Nachhaltigkeitskommunikation gegenüber unseren institutionellen Kunden verbessern.


Welchen Optimierungsbedarf sehen Sie in der Kommunikation von Nachhaltigkeit?


Institutionelle Anleger sind in der Regel selbst Immobilienprofis, die sich nicht von Gefühlen oder schönen Worten leiten lassen, sondern von Kennzahlen. Ein gutes Reporting sollte einerseits diese Kennzahlen anschaulich vermitteln und andererseits Anleger auch für die Vielschichtigkeit von Nachhaltigkeitsfragen bei Immobilien sensibilisieren. Für Union Investment geht es im Kontext nachhaltiger Wertanlagen nicht zuletzt darum, Geschäftsaktivitäten auszubauen und neue Kunden zu gewinnen.


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