Die Zukunft im Blick

Dr.Reinhard Kutscher über Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als wichtigstes Kapital der Immobilienbranche

Immobilienunternehmen in Deutschland spüren bereits seit Längerem, wie eng der Arbeitsmarkt hierzulande ist – und das auf nahezu jeder Stufe der für unsere Branche typischen Wertschöpfungskette: von der Planung über den Bau bis hin zum Investment und Management unserer Assets. Und mehr noch: Der Fachkräftemangel trifft Deutschland in einer Phase großer Umbrüche. Die Digitalisierung in allen ihren Facetten bringt für so gut wie jede Branche immense Herausforderungen mit sich. Investitionen in Technik, vor allem aber in qualifizierte Mitarbeiter sind unabdingbar, um am Markt zu bestehen.


Wie unsere Chancen in diesem Wettbewerb stehen? Jedenfalls besser, als es uns so manche Pessimisten glauben machen wollen. Denn vieles von dem, was Mitarbeitern heute wichtig ist, können Immobilienunternehmen bieten. Da wären zunächst die klassischen Vorteile: gute Bezahlung, exzellente Sozialleistungen, ein gleichermaßen moderner wie sicherer Arbeitsplatz, transparente und flexible Karrierechancen sowie hervorragende Trainings- und Weiterbildungsmöglichkeiten. All dies ist für Bewerber und Mitarbeiter auch heute ohne Zweifel wichtig. Doch das, was Menschen heute und gewiss mehr noch in Zukunft von einem erfüllenden Beruf erwarten, geht weit darüber hinaus. Vier Punkte seien exemplarisch genannt.


Erstens: Globalisierung ist für die Generation der sehr gut ausgebildeten 20- bis 40-Jährigen kein abstrakter Begriff. Viele haben früh Auslandserfahrung gesammelt; während der Schulzeit, in der Ausbildung oder im Studium. Grenzüberschreitende Kontakte und das Arbeiten in internationalen Teams bewerten Bewerber daher zumeist als äußerst attraktiv. Weltweit engagierte Immobilieninvestoren und -Assetmanager können all dies bieten – und definieren Internationalität sogar als eine Einstellungsvoraussetzung.
Zweitens: Gesellschaftliche Verantwortung nicht nur im privaten, sondern auch im beruflichen Kontext zu zeigen, wird für die jüngere Generation immer wichtiger. Nachhaltige Unternehmensführung, verantwortungsvolles Anlegen, aber auch Werte wie Respekt im Umgang miteinander, Partnerschaftlichkeit und Professionalität nach innen und außen können deshalb sehr überzeugende Argumente sein, wenn es gilt, Mitarbeiter zu gewinnen und vor allem zu halten.
Drittens: Einmal gefundene Talente langfristig ans Unternehmen zu binden ist eine der besten Möglichkeiten, unabhängiger vom harten Wettbewerb um Talente zu sein. Führungskräfte müssen daher die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiter nicht mehr nur auf professioneller, sondern auf ganzheitlicher Ebene im Blick haben und darauf eingehen. Die notwendigen personalstrategischen Instrumente halten viele Unternehmen unserer Branche bereits vor: sehr flexible Arbeitszeitmodelle, die die Vereinbarkeit von Beruf und Familie erleichtern, aber auch Möglichkeiten wie mobiles Arbeiten oder Sabbaticals.
Viertens bietet – last, but not least – die ausdrückliche und sehr konkrete Förderung weiblicher Mitarbeiter und Bewerber gerade in unserer noch immer männerdominierten Branche enorme Chancen. Wer Frauen selbstverständlich zu gleichen Konditionen wie ihre männlichen Kollegen entlohnt, wer gemischte Teams bildet und Frauen zu Führungspositionen ermutigt und ihnen Aufstiegsmöglichkeiten bietet, vergrößert das Feld der Bewerber und bindet Mitarbeiterinnen ans Unternehmen.


Unsere Branche bewegt immense Summen von Kapital. Aber wir alle wissen: Das wichtigste Kapital sind – und bleiben – die vielfältigen Talente und das Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dieses Immobilienmagazin hat seit mehr als 20 Jahren den Menschen im Blick behalten. Das Anliegen aller für seine Erstellung Verantwortlichen war und ist es, die wesentlichen Trends und Entwicklungen, die Einfluss auf die Immobilienbranche haben, darzustellen und zu erklären. Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Risikomanagement – nur einige Themen, mit denen sich raum und mehr frühzeitig befasst hat, bevor die Folgen so richtig greifbar wurden. Für diesen vorausschauenden Blick möchte ich dem gesamten Team, den Autoren und den Blattmachern meinen Dank aussprechen. Nach meinem Ausscheiden bei Union Investment zum Jahresende bleibe ich als neugieriger und treuer Leser gespannt auf die Themen der Zukunft.


Vielen Dank und alles Gute
Ihr Dr. Reinhard Kutscher


Titelbild: Union Investment/Ulrich Schaarschmidt

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